Presseerklärung zur Absetzung des Films "Out of the dark"

Die Entscheidung des multikulturellen Beirats der Stadt, den Film „Out oft the dark“ aus dem Programm der interkulturellen Woche in Bad Säckingen zu entfernen,  ist ein Skandal sondersgleichen. Er widerspricht eklatant unseren Werten und steht im diametralen Gegensatz zu der Arbeit, die wir bei der Betreuung und Integration von Schutzsuchenden in Bad Säckingen leisten.

Die Genfer Flüchtlingskonvention und die Europäische Menschenrechtskonvention stellen Menschen, die wegen ihrer sexuellen Orientierung verfolgt werden, ausdrücklich unter unseren Schutz. In vielen Ländern, vor allem Afrikas und des Nahen Ostens ist Homosexualität mit der Todesstrafe bedroht. Menschen, die aus diesem Grund in ihren Herkunftsländern verfolgt werden und deshalb  fliehen müssen, sind Flüchtlinge im Sinne der genannten internationalen Normen und in Deutschland aufenthaltsberechtigt. Wer, wenn nicht Verfolgte, verdienen unseren Schutz?

 

Dabei spielt es nicht die geringste Rolle, dass Homosexualität im Islam ein „heißes Thema“ ist, wie Herr Karrer vom städtischen Beirat zu formulieren beliebt. Nicht die türkisch-islamische Gemeinde von Bad Säckingen und auch nicht Herr Karrer oder der evangelische Pfarrer Oelschlegel bestimmen, welche Themen im Menschenrechtsdiskurs relevant sind, sondern schlicht und einfach die universellen Menschenrechte selbst.

 

Mit der Entscheidung des städtischen Beirats, den Film aus dem Programm zu nehmen, wird mittelbar die homophobe Haltung eines wesentlichen Teils der islamischen Welt gerechtfertigt, ganz abgesehen davon, dass man sich offensichtlich der Erpressung des türkisch islamischen Vereins gebeugt hat.

Vor der Sommerpause war der Film, der gezeigt werden sollte, jedenfalls bei der letzten Sitzung des Beirats, nicht bekannt. Dem Beirat wurde der Film erst nach der Sommerpause benannt. Allerdings soll Frau Glaus vom Jugendhaus den Film vor Ende der Sommerpause benannt haben. Im Übrigen stand auch nach der Pause genügend Zeit zur Verfügung, einen 96 minütigen Film anzusehen, wenn das denn nötig war. Und es bleibt dabei, dass es unverständlich ist, wie der Beirat über den Film entschieden hat, wenn ihn niemand gesehen hat.

 

Ein skandalöses Trauerspiel! Die Stadt sollte sich gut überlegen, ob sie weiterhin in einem derart agierenden Beirat mitwirkt.

Die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer von Refugees Integrated sind nunmehr seit fast 2 Jahren u.a. damit beschäftigt, Schutzsuchende bei der Integration in unsere Gesellschaft zu unterstützen und ihnen unsere Werte nahe zu bringen. Besonderen Wert legen wir dabei darauf, dass in Deutschland Religion nicht staatsprägend ist, sondern dass unsere Verfassung säkular, also religiös neutral formuliert ist. Dabei bedeutet Religionsfreiheit, dass jeder seine Religion unter dem Schutz des Staates ausüben darf, solange er  andere dabei nicht in dessen Persönlichkeitsrechten verletzt. In diesem Zusammenhang, aber auch bei anderen Themen, z.B. der Rolle der Frau, vermitteln wir, dass Toleranz gegenüber anders Denkenden oberstes Gebot unserer freiheitlichen Gesellschaft ist. Das gelingt überwiegend gut, wenngleich nicht immer sofort und nachhaltig. Die Entscheidung des multikulturellen Beirats konterkariert diese Arbeit in unerträglicher Weise.

 

Frank van Veen

 

1. Vorsitzender Refugees Integrated e.V.

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